Erlebe Geschichte

Agropoli erhält ihren Namen aus ihrer geografischen Lage: eine “hohe Stadt”, die auf einem steil ins Meer abfallenden Vorgebirge thront. Laut einiger Archäologen könnte sie die antike Akropolis von Paestum sein; tatsächlich wird hier ein dem Poseidon geweihter Tempel vermutet.  

In römischer Epoche entwickelte sich am Küstenstreifen des heutigen S. Marco ein Meeresdorf mit dem Namen ERCULA, dessen Bewohner im Laufe des 5. Jh. dazu gezwungen wurden, sich auf das Vorgebirge zurückzuziehen, um den Überfällen der afrikanischen Vandalen zu entkommen.   

Zur Zeit des griechisch-gotischen Krieges (535-553) im 6. Jh. benötigten die Byzantiner einen sicheren und geschützten Hafen südlich von Salerno und befestigten daher diesen Ort. Am Ende des 6. Jh. zwang die Langobardische Invasion den Bischof von Paestum dazu, nach Agropoli zu fliehen, das so zum Bischofssitz und Zentrum für die überlebenden byzantinischen Gebiete des tyrrhenischen Lukaniens wurde.  

Agropoli blieb bis zum Jahre 882 in den Händen der Byzantiner, als die Sarazenen die Kleinstadt eroberten, sich hier niederließen und hier eine befestigte Basis für ihre Raubzüge in der benachbarten Bevölkerung errichteten. Im Jahre 915 wurden die Sarazenen besiegt und die Stadt kehrte unter die Gerichtsbarkeit der Bischöfe zurück, die zu jener Zeit ihren Sitz in Capaccio festgelegt hatten.

Danach lösten sich Normannen, Staufer, Anjou und Aragonier in Agropoli ab. 

Zwischen 1660 und 1806 gehörte das Lehensgut Agropoli der Adelsfamilie Sanfelice aus Neapel an, die sich den Delli Monti anschloss. Die maurischen Einfälle des 16. und des 17. Jh. entvölkerten das Gebiet, bis es nur noch wenige Hundert gab. 

Während der Herrschaft Napoleons brachen von Agropoli aus blutige Aktionen gegen das im umliegenden Gebiet wütende Räubertum auf. 

Erlebe Kultur

In Agropoli wird der Kultur viel Raum gegeben: Von einer glorreichen Vergangenheit zeugen unzählige Denkmal-Gebäude, von denen einige als edle Aufbewahrungsorte neu genutzt werden. 

Die Altstadt und das Schloss 

Heute bewahrt die Kleinstadt Agropoli, die erst im Laufe des 19. Jh. begann, sich außerhalb seiner mittelalterlichen Stadtmauern auszubreiten, ihren Alststadtkern und den größten Teil des schützenden Mauernrings sowie das Eingangstor aus dem 17. Jh. Auf diesem ist noch das Marmorwappen der letzten Lehnherren Agropolis, die Delli Monti Sanfelice, Herzöge von Laureana und Barone von Agropoli, zu sehen. Es ist auch das Symbol der Stadt. 

Kulturelles Highlight ist das Schloss Angioino Aragonese das sich majestätisch auf einem Felsen erhebt und sich mit dem Altstadtkern zusammenfügt.

Die ursprüngliche Anlage aus dem 6. Jh. geht auf die Byzantiner, dann auf die Normannen (1077-1189) zurück. Letztere begannen mit den wesentlichen Umstrukturierungsarbeiten, wie dem Bau der Stadtmauer, die den südlichen Teil der Siedlung schützen sollte. Im Unterschied zu der normannisch-staufischen Stadtmauer, wurde das Schloss andauernd umgebaut, um es immer auf den letzten Stand militärischer Kunst zu halten. Im Laufe del 15. Jh. nahmen die Sanseverino, Herzöge von Marsico, bedeutende Lehnherren des Königreichs von Neapel, die grundlegendste und weitreichendste Umstrukturierung des Schlosses, so wie es heute erscheint, vor. Aufgrund eines Beschlusses Napoleons, wurde das Schloss 1806 durch das Pionierkorps besetzt und wurde so ein weiteres Mal Kernpunkt der Küstenbefestigung des gesamten Fürstentums von Citra. 

Zahlreiche Persönlichkeiten sind mit dem Schloss von Agropoli verbunden

Allen voran Luisa Sanfelice, 1764 in Neapel geboren und Gemahlin von Andrea Sanfelice. Sie hielt sich mehrmals im Schloss auf und wurde zum Tode durch Enthauptung verurteilt, weil sie die von den Brüdern Baccher organisierte Verschwörung gegen die Republik aufgedeckt hatte. 

Marguerite Yourcenar, , französische Schriftstellerin, war so von diesem Ort angetan, dass sie ihre Erzählung "Anna, soror" hier hat spielen lassen

Giuseppe Ungaretti, der den Cilento Anfang der 30er Jahre des 20. Jh. besuchte, hat Agropoli in seinem Band „Mezzogiorno” meisterlich beschrieben. 

Zur Zeit kann man das Schloss kostenlos das ganze Jahr über besichtigen. Es finden hier auch wichtige kulturelle Events statt. 

Der Palazzo Civico delle Arti und das archäologische Museum

Der Palazzo Cirota in der Via Pisacane, ist heute Sitz des Palazzo Civico delle Arti (städtisches Haus der Kunst) der Stadt Agropoli. Im Jahr 1892 als Sommerresidenz der wohlhabenden, aus dem Cilento kommenden Familie Cirota erbaut, hat er mehrmals im Laufe der Jahre seinen Zweck geändert, bis er 2011 zum “Palazzo Civico delle Arti” wurde und seitdem der Ausstellung von Kunst und Archäologie dient.  

Der Palazzo Civico delle Arti beherbergt im Erdgeschoss das Archäologische Museum, das man kostenlos das ganze Jahr über besichtigen kann. Bereits vom ersten Saal an veranschaulicht die reichhaltig bestückte archäologische Sammlung die Geschichte der Besiedlung, Entwicklung und des Handelsverkehrs der am Mittelmeerbecken angesiedelten Völker. Die hier aufbewahrten archäologischen Fundstücke zeigen die Geschichte des Territoriums von Agropoli auf. Ein Beispiel dafür ist die Sammlung der lukanischen Grabausschmückungen aus dem 4. Jh. v. Chr. Sie sind der berühmten Töpferei von Assteas in Paestum zuzuschreiben, wie der Cratere und die Lebes Gamikos beweisen, die aus dem bekannten, bemalten Doppelkammergrab  – für einen Mann und eine Frau – aus der Ortschaft Contrada Vecchia von Agropoli stammen. 

Der letzte Saal dokumentiert - dank der Fundstücke aus der Nekropole der Ortschaft San Marco von Agropoli - die spätantike Phase dieses Gebiets. Besonders relevant ist der italische Marmorsarkophag aus dem 3. Jh. n. Chr., der mit einem fein verarbeiteten Flachrelief mit Dionisoskult-Szenen verziert ist. Aber auch die Inschrift auf dem Grabstein aus dem 5. Jh. n. Chr. ist ein erster Beweis des beginnenden christlichen Religionskults in dieser Gegend. 

Im ersten Stock des Palazzo Civico delle Arti  befindet sich eine der Kunst gewidmeten Ausstellungsfläche: Hier finden regelmäßig das ganze Jahr über Gemälde-, Skulptur-, Fotografieausstellungen statt und es werden auch wichtige Konferenzen und sozio-kulturelle Veranstaltungen organisiert. 

Die Ziegelei

Aus einer Idee des Ingenieurs Vincenzo del Mercato entstanden, wurde sie 1890 gebaut und im darauffolgenden Jahr eingeweiht. Sie bezeugt den Industrialisierungsprozess und die Verwandlung der städtischen Landschaft und der Landeswirtschaft. Die roten Brücken aus der Gegend von Frascinelle, die weißen Häuser in Lustra und Omignano Scalo wurden aus den Ziegeln dieser Fabrik gebaut, auch das Justizgebäude in Rom und andere wichtige Gebäude in Florenz und Venedig.  Die Anlage bestand aus sechs modernen Öfen und einem 51 m hohen Schornstein. Der Materialtransport wurde vor allem auf dem Meeresweg abgewickelt. Dafür wurde am Fluss Testene eine lange Laufplanke errichtet, die die Überfahrt der mit Ziegeln beladenen Karren von der Fabrik zu den Booten erlaubte. Der Betrieb wurde jedoch Anfang der siebziger Jahre des 20. Jh. vollständig eingestellt. 

Zur Zeit sind die Arbeiten für eine Umgestaltung in ein Kulturzentrum im Gange

Die Türme

Entlang der Küste von Agropoli und vom Meer aus zu sehen, gibt es zahlreiche Wachtürme, die sich, jeweils im Abstand von einer Meile voneinander entfernt, in strategischen Punkten befinden. Der Turm von San Marco hat eine strategische Verbindungsposition zwischen dem Schloss und dem Turm von Paestum inne. Der Turm von San Francesco erhebt sich neben der umgestalteten Ruine des gleichnamigen Klosters. Letzteres stammt aus dem Jahr 1230, hat einen rechtwinkligen Grundriss und einen  Innenkreuzgang. 

Die Kirchen

Die Kirche Madonna delle Grazie befindet sich in der Stadtmitte, jedoch kennt man ihr Erbauungsjahr nicht, möglicherweise um das Jahr 1600. Ursprünglich war sie eine kleine, isolierte Kapelle und erhielt ihren Namen “Santa Maria del Pozzo” (Hl. Maria des Brunnens), aufgrund  der Nähe zu einer natürlichen Zisterne, aus der man Wasser schöpfte. 1951 begannen die Erweiterungsarbeiten und 1954 wurde die neue, der “Santa Maria delle Grazie” gewidmete Pfarrei gegründet.

Die Kirche Madonna di Costantinopoli beherrscht auf einer Felsennase hoch über dem Meer die Stadt und den Jachthafen. Dokumentierte Nachweise gibt es für sie ab dem Jahr 1583, seitdem die Existenz einer Bruderschaft in dieser gewiss ist. Auf dem Kirchengiebel sticht die Inschrift „Ave Stella Maris“, die sich auf den antiken gregorianischen Lobgesang der Stundenliturgie bezieht, hervor: In der westlichen Tradition wurde der Name „Maria“ mit „Stern des Meeres“ übersetzt. Das Gebäude besteht aus einem einzigen Schiff und einem seitlichen Glockenturm. Im Unterschied zu allen anderen, besitzt die Madonnenstatue eine einzigartige Besonderheit: Entsprechend des östlichen Ursprungs hält die heilige Jungfrau nämlich - der ikonographischen byzantinischen Tradition folgend - das Kind auf dem linken Arm. Im seitlichen Gebäude befindet sich im Mauerwerk eine wiederverwendete Inschrift größter historischer Bedeutung EP(iscopu)S † [L]EONARDUS D(ominus) N(oster) (Bischof Leonardo unser Herr), die die mögliche Bestattung von Leonardo, Bischof des Bistums von Paestum, in Agropoli bezeugt. 

Die Kirche SS. Pietro e Paolo ist sicher spät-antiken Ursprungs, denn mit ihr kann man sowohl die Tradition der Ankunft des Hl. Paulus in eine Ortschaft von Agropoli, als auch die Figur des Hl. Petrus, der - wie so viele Bewohner des antiken Dorfes - Fischer war, in Verbindung bringen. In den letzten Jahren wurden während der Restaurierungsarbeiten viele antike Säulen und Fundstücke aus griechisch-römischer und mittelalterlicher Epoche aufgefunden, die von den Besuchern heute bewundert werden können. Der Innenraum besteht aus einem einzigen Schiff, dem Chor, der Kanzel und den Beichtstühlen. Die zentrale Lage innerhalb der städtischen Straßenplanung und die unmittelbare Nähe zum Schloss bezeugen ihre Rolle als religiösen Stadtkern. 

Die Kirche der S. Maria della Pietà o dell’Addolorata stammt aus dem Jahre 1583 und, da sie auch Sitz der Bruderschaft der sieben Schmerzen war, bekam sie auch den Namen der Addolorata (Schmerzensmutter). 

SS Patroni Pietro e Paolo agropoli